Bald gibt es Krieg – oder ist der schon?

Die Wortgefechte der Journalisten


Wenn die These stimmt, dass Journalisten ja "auch nur" ein Spiegelbild des Zustandes der Gesellschaft sind, dann sieht's aber düster aus. 

 

Seit geraumer Zeit, seit etlichen Jahren, sind Zeitungen und auch TV-Nachrichten (meine Beobachtung: Radio ist – meist – wesentlich "kultureller", sensibler ! ! ) längst in der Kriegsberichterstattung angekommen, wenn es um Fragen der Politik, der Gesellschaft, des Miteinanders geht. 

 

Hat ein Politiker eine andere Meinung als ein anderer, wird formuliert ähnlich wie "X geht auf Y los" oder "Opposition zerreißt Thesenpapier der Regierung". "Z attackiert Kritiker" heißt es, wenn Frau/Herr Z nur mal anmerken, die Kritiker hätten ja nun auch nicht per se recht, nur weil sie Kritiker sind. 

 

Die Welt wird dargestellt, als befände sich jeder mit jedem im Krieg, im Zwei- und Nahkampf. Als ginge es um ja und nein, um schwarz oder weiß. Zwischentönen, Kompromisse – ja, das ABSOLUT NATÜRLICHE EINER DEMOKRATIE, nämlich Meinungs- und Argumente-Austausch, Vergleich von Standpunkten, verbale Positionsverdeutlichungen, all das wird umgemünzt in Zoff, Lempe, fight. 

 

"Borussia abc vernichtend geschlagen!" – jetzt aber mal langsam, die Mannschaft ist bloß mit einem miesen Ergebnis untergegangen, aber nein, sie wurde "abgestraft, deklassiert, vorgeführt". Verbalgewalt, Mentalattacken wie zu Zeiten unzivilisierter Hahnenkämpfe. Immer druff. Plumpe Schlägertrupps in den Redaktionen. Guerillas mit Kamera, Mikrofon, Computertastatur und Fotoapparat. 

 

Aus dem Vorschlag, man können in diesem und jenen Fall auch eine andere Sichtweise und Meinung haben, wird "XY schmettert ABC ab ...". Wird nur um einen Standpunkt oder Kompromiss gerungen, heißt es "Der und die uneins!".  Fragt der Ehemann: "Sollen wir ins Kino gehen?", sagt die Ehefrau "Ach, lieber ins Theater"; schreibt die Zeitung: "Ehepaar zofft sich um Freizeitgestaltung" – oder "Bricht jetzt die Ehe auseinander". 

 

Mit hilft solcher Journalismus abzunehmen. Ich muss so etwas nur nach dem Essen lesen. Dann kommt's mir wieder hoch. 


zum Beispiel

Spiegel Online, 20.3.15: "Airbus-Chef rechnet mit Talkshows ab", dagegen ...

FAZ Online, 20.3.15: "Airbus-Chef kritisiert Talkshows nach Flugzeugabsturz"


Focus Online, 20.3.15: Ankündigung/Headlines eines Videos: "Stapellauf eines Schiffes endet spektakulär". Im Film dann der Kommentator, sinngemäß "Was hier so wild aussieht, ist völlig normal." ...


Stern Online, 20.3.15: "Riesiger Asteroid rast auf die Erde zu" – o je, müssen wir sterben. 

Ach nee, denn "... fliegt der Asteroid 2014 YB35 an der Erde vorbei: Der etwa 700 Meter große Gesteinsbrocken kommt auf 4,5 Millionen Kilometer an uns heran - ein aus astronomischer Sicht geringer Abstand." Gering ja. Aber immerhin nicht "auf die Erde zu". Also glatt gelogen.