Das Wort Medium bedeutet im Ursprung Vermittler, etwas Dazwischen, im erweiterten Sinne Bote, aber auch stoffliche Eigenart. Als Medien bezeichnen wir heute ziemlich unisono, was vielleicht besser Publikation heißen sollte. Denn auch ein Mensch, ein Gebäude, eine Atmosphäre, Kunst, Organisationsformen und gesellschaftliches Verhalten – all das kann Medium sein. Und selbstredend: Ein jeder Mensch ist ein Medium. Nicht im sinne des esoterischen Okkultismus, sondern durch sein individuelles Denken, Entscheiden, Handeln und Verhalten. "Medial" ist also alles, was die Relation von Menschen und Gruppierungen von Menschen ausmacht, also "die Gesellschaft", das Sozialgefüge. Einerseits wünscht man sich oft, wirklich Medium im Sinne von wirksamen Beeinflussern zu sein (nicht umsonst buhlt das Internet um Influencer, Beeinflusser) und andererseits ist einem nicht immer bewusst, wie stark die eigene Attitüde (die "Ausstrahlung", die von einem ausgeht) medial wirksam ist. In diesem Sinne wird der Begriff MEDIA für alles benutzt, was "menschlich" ist, und damit von Religion bis Philosophie und Moral, aber auch von praktischem Kommunizieren und konkreten Informieren reicht.
Der große Irrtum im Informations- und Kommunikations-Zeitalter. Technisch gesehen ist heute jeder mit jedem verbunden. Doch rein semantisch betrachtet ist weder jeder mit jedem verständnisvoll noch wissen wir viel voneinander. Wenn in den dörflichen Lebensformen man "alles" über seine Mitmenschen kannte, dann haben wir heute in einer globalen Welt "keinen Schimmer" von dem, was den Nachbarn ausmacht, charaterisiert, was ihn quält und freut. Je mehr Menschen miteinander in Kontakt stehen, desto fremder sind sie sich – summarisch gesehen, und durchaus auch im Einzelfall. Dieses Paradoxum wird viel zu wenig beachtet und bedacht. Es sei drum daran erinnert.