Müll über Müll

Wie akademisch verblödet sind inzwischen Institute und Behörden?


Mein persönlicher Aufreger des Monats. Und trotzdem steht am Schluss etwas ganz erstaunliches.

Die Realitätsferne und Schwachsinns-Brabbelei nimmt dramatische Formen an

Objektiv hygienisch extrem wertvoll, unzweifellos praxisgerecht, und zu einem sehr hohen Grad alternativlos sind Verpackungen. Für Gegenstände, die letzten Endes von einem Produzenten zu einem Verbraucher gelangen müssen. „Schüttgut“ ist machbar, hat aber in unserer real existierenden Lebens- und Wirtschafts-Infrastruktur unüberschaubar extreme und vor allem ins unermessliche gehende finanzielle Nachteile, wenn man es auf alle Güter, alle Handelswege, alle Verkaufs-Kanäle und jede Produzenten-Käufer-Relation anwenden wollte. Also: Verpackung muss sein. Doch dann dieses:

Müll über Müll

Eine Pressemitteilung vom 20. 11. 2019:

Die Menge an Verpackungsmüll in Deutschland ist erneut auf ein Rekordhoch gestiegen. Im Jahr 2017 fielen insgesamt 18,7 Millionen Tonnen davon an, wie das Umweltbundesamt am Montag mitteilte. Das entspricht drei Prozent mehr als noch im Vorjahr. Insgesamt ergibt sich aus der Müllmenge ein Verpackungsaufkommen von 226,5 Kilogramm pro Person - private Verbraucher haben daran einen Anteil von 107 Kilogramm pro Kopf. 47 Prozent aller Verpackungsabfälle fallen also unmittelbar im Haushalt an.

Gründe für das steigende Müllaufkommen sind dem Umweltbundesamt zufolge unter anderem der anhaltende Trend, sich Produkte aller Art vor die Haustür liefern zu lassen. Hinzu komme, dass sich Verbraucher trotz aller Sensibilisierung weiterhin kleine Portionen Essen und Trinken in Einwegboxen und -bechern aushändigen ließen, statt auf langlebigere Mehrwegbehälter zurückzugreifen. Die Umweltbehörde macht außerdem gewisse Konsumgewohnheiten für die Zunahme verantwortlich, beispielsweise den Wunsch nach zusätzlichen Funktionen der Verpackungen wie Wiederverschließbarkeit oder Dosierhilfen. Diese seien häufig unnötig aufwendig ausgeführt, was wiederum den Materialverbrauch erhöhe und das Recycling schwieriger mache.

 

Selbstverständlich ist die Reduktion des Mülls nicht nur wünschenswert, sondern eine klare Zukunftsaufgabe. Eine, die sehr schnell zu erledigen ist. Nur sie dem Verbraucher zuzuschieben und diese zu beschuldigen, ist eine bodenlose Unverschämtheit, ein politischer Skandal und ein Zeichen für hirnverbranntes Denken (sprich: für Schrott im Kopf).

Keine Wahl für den Lebensstil

Landauf, landab brabbeln die Medien die an Hilf- und Haltlosigkeit kaum zu überbietenden völlig realitätsfremden Forderungen nach, die Verbraucher mögen doch ihr Kauf- und Lebensverhalten ändern. 

Die Frage ist doch nur:

Wer drängt den Normalmenschen, die arbeiten gehen müssen oder durch unternehmerische Tätigkeit Werte schaffen, die Lebens- und Arbeitsstile auf? Wer setzt die Millionen von Rahmenbedingungen, denen sie unterworfen sind?

Kein Mensch fährt freiwillig auf Autobahnen, wenn er es nicht muß – der Termine, der nichtvorhandenen anderen Straßen wegen; Zeit ist Geld, man kann nicht mehr mit dem Pferd über Land traben. Dann bricht das Steuereinkommen binnen einer Stunde in Deutschland zusammen. 

Keiner arbeitet nur freiwillig „bis in die Nacht“, also wie und wann soll man kaufen? Soll man – zig zig Kilometer vom Wohnort entfernt arbeitend – täglich mal eben drei, vier Stunden Haushalt erledigen, zwischen der Arbeit? Kindergarten, die Kiddies zum Sport speditieren, ihnen ein gesundes Essen mitgeben – auch ja fein, das Müsli holen wir uns in tagelangen Ritten mit dem eigenen Muli bei den Öko-Bauern der Umgebung? Verdammte Hacke, wie soll geplagter Steuerzahler denn diesen Spagat auch noch schaffen?

Natürlich könnte man sein Leben ändern

Aber so, wie wir heute leben, ist es ein Ergebnis auch und vor allem der politischen und sozial-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die der einzelne Mensch nicht bestimmen kann, aber ihnen zu 100 Prozent unterworfen ist. 

Und wieso bieten wir den doofen, umweltschweinigen Bürgern, die sie angeblich sein sollen, dann erst solch einen Müll an?

Müssten nicht, statt Verbraucher zu bezichtigen und für blöd zu erklären, die Anbieter von Verpackungen erst einmal bestraft und gefoltert werden, damit sie lernen, es zu lassen und sich anderes einfallen zu lassen?

Zur gleichen Zeit, da Bundesbehörden deutsche Verbraucher für zu einkaufs- und konsum-blöd halten, schreiben die EU-Behörden der gesamten Gastronomie die Verpackung bis ins kleinste Detail vor. Offene Milch und Zucker auf Kaffeetischen sind tabu, ausgegebene Speisen dürfen niemals in die Küche zurück. Wer verkauft, trägt im Handel Verantwortung für jenen einzelnen Keim, der sich einschleichen könnte. Zu luftdicht gibt es kaum eine Alternative in vielen Bereichen. 

Denn würden wir Verbraucher in großen Mengen kaufen, dann müssen wir uns diese Anschuldigungen von Behörden anhören:

Auf 18 Millionen Tonnen beziffert der WWF [...vor kurzem...] das Ausmaß der jährlichen Lebensmittelverschwendung in Deutschland. Berechnet hat den Wert das Institut für nachhaltige Ernährung der Fachhochschule Münster. 60 Prozent der Abfälle fallen demnach in der Wertschöpfungskette an, 40 Prozent werfen die Verbraucher weg.

Zwölf Milliarden Menschen könnten mit den weltweit produzierten Lebensmitteln ernährt werden, sagt die Chefin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann. „Wir wissen, dass ein Drittel dieser weltweit produzierten Lebensmittel vernichtet wird und verschwendet wird.“ Dafür werde Boden in Anspruch genommen und Wasser, außerdem CO2 ausgestoßen.

Wie hoch sollte denn die Zahl noch werden, wenn wir Verbraucher Lebensmittel in noch größeren Einheiten und dann ungeschützt ungepackt kaufen sollten? Wie sollen wir es inzwischen lagern, ohne die ganze Wohnung umbauen zu müssen? Wie sollte der Handel damit umgehen? 

Es hieße, alle, und alles meint wirklich alles, müsste im Handel geändert werden. 

Bedenkt man, welchen Stuss die Behörden uns vorwerfen, können wir nur noch von einem notwendigen GESAMT-UMBAU der Wirtschaft (Handel und Konsum) reden. Eine Aufgabe, die politisch wie praktisch Jahrzehnte in Anspruch nimmt und an der alle, ALLE, beteiligt sein müssten. Wegen der das gesamte politische System vieler bis letztendlich aller Länder wirtschaftlich und verkehrs- wie warentechnisch umgebaut werden müssten. 

Oder es müsste sich der Konsum auf das aller-aller-rigoroseste ändern und wir essen NUR NOCH die Mohrrüben, die unmittelbar vor unseren Füßen aus dem Boden sprießen. Auf eines jeden einzelnen Menschen eigenen Boden, wohlgemerkt. 

Alles Illusion, noch nicht einmal Utopie. Es ist, ohne dass die heutige Welt zugrunde ginge, gar nicht machbar. Über welchen hirnrissigen Blödsinn also salbadern selbsternannte Tugendwächter?

Behörden sollten sich mäßigen mit ihren Urteilen und Vorhaltungen. Politiker („die Politik“ insgesamt) sollte verdammt noch mal den Mund aufmachen und nicht alles schleifen lassen. Und wir Bürger sollten ehrlich sagen, dass wir die Schnauze voll haben von solchen Maßregelungen, die nicht durch uns verursacht werden und denen wir per Gesetz unterworfen, ausgeliefert, wenn nicht sogar gezwungen sind. 

Ich tue dies hiermit. Ich bin als Bürger beleidigt worden. Von Bundesbehörden und ihre salbadernden Repräsentanten. Es kotzt mich an. Und zwar unverpackt. 

(Es ist ja nicht das erste Mal, dass solche Meldungen verbreitet werden.
Irgendwann läuft das Fass eben über.)

Wäre es nicht um Dimensionen einfacher, wir würden alle hart und sehr empfindlich bestrafen, die Müll überhaupt wieder in die Umwelt unkontrolliert zurückbringen, statt sie einer inzwischen zumindest in Industrieländern gut (und in Deutschland oft sehr gut) funktionierenden Recycling-Infrastruktur anzuvertrauen (die, das ist politisch eigentlich gefordert, noch strenger an die Kandare genommen werden müsste). 

So isst man übrigens in München, Straße „zum Tal“,
bei McDonalds, direkt neben dem Viktualienmarkt
und dem Rathaus. Guten Appetit.

Doch dieser Übeltäter wird man kaum habhaft; also lässt man es. Um aus akademischen Schwachsinns-Denken heraus wenigstes irgendwas getan zu haben, beschimpft man Verbraucher, die in aller Regel schon die „Guten“, Sprich Recycling-Eifrigen sind und Müll getrennt sammeln. Wenigstens das. Und denen macht man dann auch noch Vorhaltungen. Ekelhaft. Geistiger Müll. 

Und wir hier in Solingen: Soll denn das Ergebnis noch mehr als dieses sein? Aus der Homepage der Technischen Betriebe Solingen (TBS), Müllheizwerk, Sandstraße:

Das Berichtsjahr 2018 macht deutlich, dass alle Grenzwerte nicht nur sicher eingehalten, sondern deutlich unterschritten wurden. Es hat sich gezeigt, dass die zweistufige Rauchgasreinigungsanlage als modulares System von Absorber und Trockenfilter die Einhaltung extrem niedriger Emissionswerte gewährleistet. Der gute Ausbrand im Feuerraum der Kesselanlagen unterstreicht die hohe Güte der eingesetzten Technik.

 

Und was will man jetzt noch mehr? Mehr von uns Normalmenschen?

In diesem Falle sage ich mal: Danke, Kommunalpolitiker. Man kann
auch Gutes bewirken. Sagt das mal Euren Kollegen „draußen“ weiter.

Größere Abschrift: "Die Abbildung zeigt alle Reingasemissionen die mit behördlich zugelassenen Messeinrichtungenkontinuierlich erfasst und beurteilt werden im Vergleich mit den gesetzlichen Grenzwerten." (Ok, die behördlich im Duden vorgesehenen Kommata hätte man noch spendieren sollen).


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Kann gerne weitergegeben werden. Auch und wegen des Lobes über Solinger Kommunalpolitik.
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Erstaunlich, dieses Lob, oder? Ist aber ernst gemeint. 

Übrigens: selbst ohne Verpackung fällt Abfall an.

Wohin damit? Nirgendwo, aber mal kräftig drüber Schimpfen und Bürger für alles verantwortlich erklären, was Natur und Indusstrie mit ihnen machen.

Deutsche Behörden haben darin jede Menge Übung.