Viele hängen noch am alten Stadtbild – es war so gemütlich
In Zeiten rauher herzloser Wirklichkeit wirkt nostalgisches immer wie eine wärmende Tasse Kakao, Kaffee oder Tee. Irgendwie werden Glückshormone freigesetzt. Warum eigentlich? Wieso erinnern wir uns immer positiv an das Vergangene – wenn es nicht gerade um ganz schreckliche Unglück geht?
Die Antwort ist realtiv einfach. Weil das Gehirn uns belügt. Denn Erinnerungen sind für uns Menschen und deren jeweilige individuelle graue Zellen dreierlei.
Die rein physische Erinnerung selbst. Zwar nicht alles, aber verdammt vieles wird von uns unbemerkt, also im Unterbewusstsein, dort in ziemlich komplexen zeitlichen und funktionalen Prozessen, so nach und nach unseren Verknüpften Erinnerungen (=Gedächtnis) zugefügt. Mit dem riesigen Nachteil, dass das Gewusste (Erlebte) dort erst einmal verschwunden ist. Wir wissen nichts davon.
Das am allerbesten funktionierende Gedächtnis des Menschen ist das so genannte episodische Gedächtnis. Immer wenn (blumige, bilderhafte, "bunte") Geschichten erzählt werden, fallen uns unsere Erinnerungen ein. Am besten kennt man diesen Effekt vor allem aus zwei typischen Gegebenheiten, wenn sich Menschen treffen. Das erste ist Witze erzählen – es fällt einem keiner ein, es sei denn, ein anderer erzählt einen. Und beim Erzählen von Urlaubserinnerungen. Da sprudeln dann nur so die Stories – oft, nein meist sogar – hemmungslos übertrieben bis fast zur reinen Phantasie. Das kommt daher, weil ...
Glückshormone (die es in Körper und Gehirn wirklich gibt) ein ausgezeichneter "Verknüpfer" sind. Zum Glück kennen wir keine ausgesprochenen Unglückshormone; nur sehr starke Emotionen schütten solche Gedächstnis-Booster aus (die dann auch zu Gedächtnis-Biestern werden können, weil sie einen quälen; nebenbei: booster ist das engl. Wort für Verstärker). Also, an alles, was schön war, erinnern wir uns besser, schneller (und damit scheinbar lieber).