Mir persönlich hat sich dieses Bild ins Hirn gebrannt hat. Weil ich kein Verständnis für diejenigen habe, die wahlberechtigt sind und dieses Wahlrecht mit Füßen treten. Andere Menschen wissen – oft aus eigener Erfahrung und Erlebnissen – sehr wohl und viel besser, wie wichtig Demokratie und die eigene Stimme sind. Der erste Blumenstrauß, den dem neu gewählten OB Tim Kurzbach im Theater überreicht wurde, kam – symbolträchtig einerseits, von Herzen und aus Überzeugung andererseits – von Hassan Firouskhah, der die Freudenblumen im Namen des Zuwanderer- und Integrationsrates überreichte. Menschen, die in dieser Stadt zuhause sind und die Demokratie und Wahlrecht mit Hochachtung begegnen. Ihre Geste beschämt völlig zu recht jene, die glauben, meckern reicht, aber zu feige sind, bei einer Wahl eine Entscheidung zu treffen. Sie, die Neunmal(un)klugen können demzufolge auch nicht wissen, wieviel Menschen aus vielen anderen Ländern, und Herkünften mit Interesse und hohem Engagement den Ausgang der Wahlen verfolgt und miterlebt haben. Und deshalb für Solingen nicht nur "Bereicherung" sind, sondern ein substanzieller Bestandteil dieser Stadt. Sie, die aktiven Menschen insgesamt, prägen und symbolisieren eine neue Stadtkultur Solingens. Und alle hoffen, dass dies unter Koordination durch den neuen OB noch viel intensiver wird.
17.30 Uhr, der Saal ist noch leer, die Technik steht bereit, die ersten Besucher sichern sich die nur wenigen Sitzplätze.
19.15 Uhr, der Saal ist ein Tollhaus, frenetischer Jubel, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, immer wieder Sprechchöre und reichlich Beifall.
Packend und spannend so wie einst die Durbridge-Krimis im Schwarzweiß-Fernsehen, so ging in im Konzertsaal zu. Bangen, Hoffen, Fürchten, Jubeln, Resignieren, Schauen, Nachdenken, Gespräche, Stille – alles in einem, so schien es. In den Gesichtern und der Körperhaltung ist die ganze Dramatik abzulesen.